Heinrich Böll liest - Die verlorene Ehre der Katharina Blum
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Inhalt:
"Die verlorene Ehre der Katharina Blum" ist zum Inbegriff für Kritik an der Meinungsmanipulation durch dieBoulevardpresse geworden. Die unter diesem Titel von Victor Böll zusammengestellte Hörbuch-Edition umfasst Texte Heinrich Bölls aus den Jahren 1971 bis 1974. Es sind Originalaufnahmen, die der Schriftsteller selbst gelesen hat. Neben der "Katharina Blum" finden sich Auszüge aus "Gruppenbild mit Dame", aus der Satire "Berichte zur Gesinnungslage der Nation", aus dem Text "Suchanzeigen", aus seiner Nobel-Vorlesung "Versuch über die Vernunft der Poesie" und seine Rede "Ich bin ein Deutscher".
Der 1985 verstorbene Schriftsteller Heinrich Böll hat wie kaum ein anderer die deutsche Nachkriegsliteratur geprägt. 1971 wurde er zum Präsidenten des internationalen P.E.N.-Clubs gewählt. 1972 verlieh man ihm den Nobelpreis für Literatur. In dieser Zeit hat Böll sich konsequent gesellschaftskritisch geäußert. Die Themen Gesinnungsüberprüfung, Staatsschutz und Terroristenverfolgung sind fester Bestandteil seiner literarischen Arbeiten. Er selbst wurde Opfer einer Kampagne, sein Haus wurde 1972 im Zuge einer bundesweiten Terroristen-Fahndung von Polizisten durchsucht. In der Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von 1974 arbeitet Böll unerbittlich die verderbliche Macht der Presse und ihre Zerstörung von Existenzen heraus. Der Bericht über die systematische Vernichtung der Katharina Blum, die sich durch Zufall in einen Mann verliebt, der von der Polizei als vermeintlicher Terrorist gejagt wird, sorgte für großes Aufsehen. Monate lang führte die Erzählung die Bestsellerlisten an. Pikant: Die "Welt am Sonntag" veröffentlichte im September des Jahres ihre Bestsellerliste nicht mehr. Kein Wunder: Denn die Kritik gegen verantwortungslosen Sensationsjournalismus war ja auch der zentrale Punkt in diesem Buch. Katharina, die durch die üble Kampagne der "ZEITUNG" und ihre Schlagzeilen-Schmierereien in einem Mord an einem Journalisten endet, führte vorher ein durch und durch angepasstes, unauffälliges Leben. Keine Frage, mit diesem Stoff traf Heinrich Böll den Nerv der Zeit. Seine Lesung für den Rundfunk, die hier vollständig erhalten wiedergegeben wird, ist eine einzigartige Originalaufnahme des scharfen Beobachters und Mahners Heinrich Böll. Böll liest, wie er eben immer gesprochen hat: im Kölner Plauderton, ohne Theatralik oder Arroganz.
Auch in der satirischen Erzählung "Berichte zur Gesinnungslage der Nation" kritisiert Böll ein Moment der Zeit: den "Radikalenerlass" des Schnüffelstaats und das verheerende Klima der Angst und Resignation, das darauf folgte. Sein Roman "Gruppenbild mit Dame", der die deutsche Vor- und Nachkriegsgeschichte äußerst vielschichtig umkreist, und in dessen Zentrum eine Frau steht, die sich während des Krieges in einen sowjetischen Kriegsgefangenen verliebt, ist zum Klassiker geworden. Heinrich Böll las für das Radio das Kapitel IX, in dem das "eigenwillige", antiwirtschaftliche Benehmen der "Außenseiterin" Leni Gruyten geschildert wird. Böll trägt diesen ironischen Text mit einem außergewöhnlich trockenen Tonfall vor.
Die gelungene Edition mit O-Tönen eines bedeutenden, zeitgenössischen Autors der 70er Jahre ist ein wertvolles Stück (Literatur)geschichte. Sie lässt einen Schriftsteller hören, der höchste Anerkennung fand und trotzdem kritische Stellung nahm.
P.S.: Diese Hörbuch-Edition enthält NICHT die "Rede zur Verleihung des Nobelpreises für Literatur", wie es in der Ansage fälschlich angekündigt wird, sondern Bölls Nobel-Vorlesung "Versuch über die Vernunft der Poesie".
Der 1985 verstorbene Schriftsteller Heinrich Böll hat wie kaum ein anderer die deutsche Nachkriegsliteratur geprägt. 1971 wurde er zum Präsidenten des internationalen P.E.N.-Clubs gewählt. 1972 verlieh man ihm den Nobelpreis für Literatur. In dieser Zeit hat Böll sich konsequent gesellschaftskritisch geäußert. Die Themen Gesinnungsüberprüfung, Staatsschutz und Terroristenverfolgung sind fester Bestandteil seiner literarischen Arbeiten. Er selbst wurde Opfer einer Kampagne, sein Haus wurde 1972 im Zuge einer bundesweiten Terroristen-Fahndung von Polizisten durchsucht. In der Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von 1974 arbeitet Böll unerbittlich die verderbliche Macht der Presse und ihre Zerstörung von Existenzen heraus. Der Bericht über die systematische Vernichtung der Katharina Blum, die sich durch Zufall in einen Mann verliebt, der von der Polizei als vermeintlicher Terrorist gejagt wird, sorgte für großes Aufsehen. Monate lang führte die Erzählung die Bestsellerlisten an. Pikant: Die "Welt am Sonntag" veröffentlichte im September des Jahres ihre Bestsellerliste nicht mehr. Kein Wunder: Denn die Kritik gegen verantwortungslosen Sensationsjournalismus war ja auch der zentrale Punkt in diesem Buch. Katharina, die durch die üble Kampagne der "ZEITUNG" und ihre Schlagzeilen-Schmierereien in einem Mord an einem Journalisten endet, führte vorher ein durch und durch angepasstes, unauffälliges Leben. Keine Frage, mit diesem Stoff traf Heinrich Böll den Nerv der Zeit. Seine Lesung für den Rundfunk, die hier vollständig erhalten wiedergegeben wird, ist eine einzigartige Originalaufnahme des scharfen Beobachters und Mahners Heinrich Böll. Böll liest, wie er eben immer gesprochen hat: im Kölner Plauderton, ohne Theatralik oder Arroganz.
Auch in der satirischen Erzählung "Berichte zur Gesinnungslage der Nation" kritisiert Böll ein Moment der Zeit: den "Radikalenerlass" des Schnüffelstaats und das verheerende Klima der Angst und Resignation, das darauf folgte. Sein Roman "Gruppenbild mit Dame", der die deutsche Vor- und Nachkriegsgeschichte äußerst vielschichtig umkreist, und in dessen Zentrum eine Frau steht, die sich während des Krieges in einen sowjetischen Kriegsgefangenen verliebt, ist zum Klassiker geworden. Heinrich Böll las für das Radio das Kapitel IX, in dem das "eigenwillige", antiwirtschaftliche Benehmen der "Außenseiterin" Leni Gruyten geschildert wird. Böll trägt diesen ironischen Text mit einem außergewöhnlich trockenen Tonfall vor.
Die gelungene Edition mit O-Tönen eines bedeutenden, zeitgenössischen Autors der 70er Jahre ist ein wertvolles Stück (Literatur)geschichte. Sie lässt einen Schriftsteller hören, der höchste Anerkennung fand und trotzdem kritische Stellung nahm.
P.S.: Diese Hörbuch-Edition enthält NICHT die "Rede zur Verleihung des Nobelpreises für Literatur", wie es in der Ansage fälschlich angekündigt wird, sondern Bölls Nobel-Vorlesung "Versuch über die Vernunft der Poesie".
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